Die Aufnahmen von Menschen, die gemeinsam warten, unterscheiden sich akustisch je nach Warte-Ort. Das Klangmaterial besteht aus dem halblauten Stimmengewirr der wartenden Opernbesucher im Saal unmittelbar vor Beginn, dem gedämpften Warten der Kirchenbesucher, der aufgekratzten Stimmung wartender Rockkonzertbesucher, dem angespannten Warten der Reisenden am Hauptbahnhof, der nervösen Atmosphäre wartender Besucher eines Amtes sowie der Wartesituation in einer Musikschule. Ausschließlich diese Klänge wurden elektronisch bearbeitet und zu einer Komposition weiterentwickelt. Der Titel Präludien bezieht sich auf die Eigenheit des Wartens: eine gebundene Zeit in Erwartung des Eigentlichen. Während einer Wartesituation wird die Komposition in einer stereophonen oder quadrophonen Version ohne Ankündigung gestartet. Die Lautsprecher befinden sich dabei im Raum, z.B. als Quadrat. Die Komposition beginnt mit dem Stimmengewirr, mischt sich mit den Geräuschen der Besucher, entwickelt sich, tritt zurück. Die Grenzen zwischen aufführen und zuhören verschwimmen zunächst, bis sich die Komposition als eindeutig gestaltetes Gebilde zu erkennen gibt. Es entsteht ein akustisches Zusammenwirken und eine klangliche Durchmischung von Hörern und Komposition. Der Gesamtaufbau von Präludien ist so konzipiert, dass einige Abschnitte miteinander getauscht werden können, ohne dass dadurch der innere Zusammenhang verlorengeht. Je nach Aufführungssituation bzw. Wartesituation erhält die Komposition einen anderen Beginn und eine andere Reihenfolge der Abschnitte. Eine Komposition durch die Geräusche zufällig Anwesender akustisch verändern zu lassen, öffnet das fixierte und durchstrukturierte Werk und führt es in die unmittelbare Lebenswirklichkeit der Wartenden zurück: Eine gegenseitige Beeinflussung der klanglichen Wirklichkeiten. Die akustische Erweiterung, welche sich in der jeweiligen Aufführungssituation durch die Aktionen der Anwesenden ergibt, findet ihre klangliche Entsprechung in der gestalteten Komposition.